Therapiebegleithunde können viel zur Entwicklung von Kindern beitragen, wie sich am Beispiel des Ambulatoriums Neunkirchen der VKKJ zeigt. In Teil 1 hat Michaela Frassine, staatlich beauftragte Therapiebegleithundeprüferin, über Erfahrungen auf Sommercamps und bei Ourdooraktivitäten berichtet. In Teil zeigt sie nun auf, wie es gelingt, Kindern die Angst vor Hunden zu nehmen.
Wenn Kinder Angst vor Hunden haben, bedeutet dies für eine Familie große Einschränkungen. Spaziergänge, alltägliche Wege oder Besuche können zu wahren Spießrutenläufen werden. Wichtig ist es in solchen Fällen, den Kindern die Welt der Hunde näher zu bringen, ihnen die Körpersprache der Hunde zu erklären und damit auch zu vermitteln, wie das Kind dem Hund signalisieren kann, dass es kein Interesse an einer Kontaktaufnahme hat. Die instinktive Reaktion, laut schreiend zu flüchten, bewirkt genau das Gegenteil und weckt den Spiel- und Jagdtrieb des Hundes.
Hugos großer Einsatz
In der Therapie gilt es, genau das zu vermitteln. Nachdem wir dies zunächst mit Hilfe eines Stofftieres vorbereitet haben, kommt Hugos großer Einsatz. Er zeigt zunächst kein Interesse. So kann das jeweilige Kind selbst entscheiden, wie nahe es dem Hund kommen will, ob es Kontakt aufnehmen, ihn eventuell sogar berühren oder füttern möchte. Bisher wollten alle Kinder spätestens nach der zweiten Therapieeinheit Hugos seidiges Fell berühren. Bald schon konnten sie seine Nähe akzeptieren, auch ohne dass er an der Leine geführt wurde.
Fellow „spielt mit“
Nach den ersten Therapiesitzungen kommt Fellow ins Spiel: Auch er nimmt zunächst keinen Kontakt auf, sondern konzentriert sich auf eine seiner liebsten Tätigkeiten, nämlich Stoffdummies zu apportieren. Die Kinder können sich einbringen, indem sie die Dummies werfen oder verstecken. Dadurch kommen sie dem Hund langsam näher. Wiederholt läuft er in sehr geringer Distanz an ihnen vorbei, die Kinder spielen mit einem großen schwarzen, unangeleinten Hund. Meistens möchten sie ihn schon nach dieser Spieleinheit belohnen und füttern und beginnen, ihn vorsichtig zu streicheln.
Wichtig für das Gelingen der Einheiten ist die Begleitung durch die TherapeutInnen. Sie erläutern die Körpersprache der Hunde und üben mit den Kindern ein, was Haltung und Mimik der Menschen dem Hund gegenüber ausdrücken. Die Kinder lernen, wie lediglich eine kleine Drehung des Kopfes oder das Öffnen der Hände dem Tier signalisieren, dass momentan kein Interesse an einem Kontakt besteht.
Doch mit den Therapieeinheiten alleine ist es nicht getan. Wichtig ist es, danach mit den Familien in deren tatsächlicher Lebensumwelt zu üben. Daher begleiten wir die Angehörigen und Kinder dabei, das Erlernte an freilaufenden, entgegenkommenden Hunden oder den Vierbeinern in der Nachbarschaft, dem Bekanntenkreis oder in der Familie zu üben und zu festigen.
Therapiebegleithunde im Gesetz
Seit 1.1.2015 sind Therapiebegleithunde gesetzlich im Behindertengesetz §39a verankert. Um die Bezeichnung „Therapiebegleithund“ führen zu dürfen, müssen die Teams – also sowohl die Hunde als auch ihre Halterinnen und Halter – eine fundierte Ausbildung absolvieren. Mehrmals jährlich werden die Hunde tierärztlich untersucht und einmal jährlich einer Wesensüberprüfung unterzogen.
Für die HundeführerInnen besteht eine Fortbildungspflicht. Diese Regelung soll sowohl die Qualitätsstandards für Therapiebegleithunde als auch deren Wohlergehen im Sinne des Tierschutzes sichern. Therapiebegleithunde sind keine Assistenzhunde, sie leben als Familienhunde bei ihren BesitzerInnen und kommen unterstützend zu Therapien zum Einsatz. Im Gegensatz dazu leben Assistenzhunde bei den Betroffenen und unterstützen diese im Alltag, indem sie gewisse Aufgaben ausführen.
Verantwortung lernen
Gesundheit und Schmerzfreiheit sind neben der Freude im Umgang mit Menschen Grundvoraussetzungen für den Einsatz von Therapiebegleithunden. Daher ist es die Pflicht des jeweiligen Halters bzw. der Halterin, auf das Tier aufzupassen und es entsprechend zu schützen. Wir Menschen tragen die Verantwortung für unsere vierbeinigen Begleiter und deren Bedürfnisse. Auch das lernen die Kinder im Umgang mit Therapiehunden.
Ambulatorium Neunkirchen der VKKJ